08.11.06 - Trier, Messepark::
The Unholy Alliance: Thine Eyes Bleed, Lamb of God, Children of Bodom, In Flames, Slayer
Einen Tag vor dem unvermeidlichen Konzert der "Masters of Death" wird im Südwesten der Nation doch tatsächlich ein weiteres Highlight der härteren Musik dargeboten, so dass es sich sogar lohnt Urlaub zu nehmen um das nicht zu verpassen. Unter dem Titel The Unholy Alliance gastieren die sagenumwobenen Metal-Helden von Slayer (Slaaaayyyyeeeerrrr!!!!!) in Trier, unterstützt von In Flames, Children of Bodom, Lamb of God und Thine Eyes Bleed. Auch wenn der Ticketpreis von fast 50€ schmerzt darf man so ein Event einfach nicht verpassen.
So habe ich mich dann mit Maddin zusammen auf den Weg in die Pfalz gemacht jener unheiligen Verbindung beizuwohnen und aufgrund von akuter Notwendigkeit zur Nahrungsaufnahme kamen wir dann gerade noch rechtzeitig um die Abschlussakkorde von Lamb of God zu hören. Thine Eyes Bleed haben wir vollständig verpasst, böse Stimmen munkeln jedoch dass die Kanadier eh nur mit dabei waren da Basser John Araya der kleine Bruder von Slayer's Tom Araya ist. Wie auch immer, beide Bands haben offenbar keinen bleibenden Eindruck hinterlassen, im Allgemeinen wartete man auf die restlichen Bands, die alle klar Headliner-Qualitäten haben und daher eine gute Darbietung versprachen. Die relativ große Bühne mit grossem "Unholy Alliance" Banner war mit klasse Beleuchtung ausgestattet die die Spannung auf das was kommen würde noch steigerte.
Weiter gings dann mit den Children of Bodom. Die Bühne passend zum aktuellen Album Are You Dead Yet? gestaltet wurden die Finnen nach dem Intro (Soundtrack von Die nackte Kanone ??) bereits mit ziemlich frenetischem Applaus empfangen. Leider war der Sound während des gesamten Gigs ziemlich mies, insbesondere die Gitarren waren sehr matschig und undifferenziert und hatten Schwierigkeiten sich gegen das allgegenwärtige Keyboard durchzusetzen. Ausserdem lag immer wieder mal jemand etwas daneben, was bei dem aufwendigen Highspeed-Gitarren-und-Keyboard Gefrickel der Children schnell zur einer argen Kakophonie ausarten kann. Besonders gut drauf schienen die Kinder bestimmt nicht, Frontmann Alexi Laiho bewegte sich zwar zwischendrin mal zum Keyboarder und wieder zurück ans Mikro, aber sonst gab es auch nicht viel zu sehen. Trotz allen Wiedrigkeiten schies es dem Publikum gut zu gefallen, denn der Weg zum Bierstand war relativ frei, und untrügliches Zeichen.
Nach nur einer knappen halben Stunde füllte sich dann der Weg zum Bierstand aber wieder dramatisch, denn mehr Spielzeit wurde den Finnen nicht zugesprochen. Dafür dauern die Umbaupausen praktisch genausolange. Wozu testen die eigentlich diese coolen Pentagram-Lampen und die drehbaren Kreuz-Lampen ständig wenn sie sie dann später eh nicht mehr benutzen ?? Auffällig in der Umbaupause für In Flames sind dann die grossen Kisten mit Beleuchtungselementen die auf die Bühne geschafft werden. Wer In Flames auf einem der Open Airs im Sommer gesehen hat (oder Kreator auf dem Summer-Breeze) der weiss wovon ich rede, waagerecht angebrachte Reihen von bunten Lampen die dann zum passend Intro (Nightrider-Soundtrack, haha, sehr lustig..) rote Lauflichter zeigen...
In Flames haben in den letzten Jahren ausgiebig bewiesen was sie können, sei es durch eigene Touren, durch Festivals oder als Support grosser Acts wie Judas Priest. Im Vorfeld der "Unholy Alliance" Tour war Gitarrist Jesper Strömblad (vorübergehend?) aus der Band ausgestiegen und man musste einen Ersatzmann finden um die Tour spielen zu können, auf der Bühne stand dann Niklas Engelin (Engel, Gardenian, Passenger) der bereits auf der Whoracle-Tour Ende der 90er mit In Flames gespielt hatte und der zur Zeit gemeinsam mit Anders Fríden bei Passenger tätig ist. Selbst mit Ersatzmann zeigte die Band dann technischen Perfektionismus gepaart mit einer beeindruckenden Leichtigkeit beim Spielen von der sich manch einer mal ne Scheibe abschneiden sollte. Während sich bei der Performance noch alle einig sind gehen bei der Bewertung der Songauswahl die Meinungen ziemlich auseinander. Wie zu erwarten lag der Schwerpunkt auf den aktuellen groovigeren Sachen, einige ältere Kracher waren aber auch dabei. Als Opener wurde Pinball Map gespielt, gefolgt von Leeches, Cloud Connected und Trigger, dann noch The Quiet Place und den Abschluss des Gigs bildete (wie immer) My Sweet Shadow. Höhepunkte des Abends waren für mich Only For The Weak mit massiver Hüpforgie und Behind Space vom Colony-Album. Zu meiner Überraschung wurde sogar ein Song vom Jester Race Album gespielt, warum aber ausgerechnet Graveland ausgewählt wurde obwohl das Album voller wirklich guter Songs steckt ist mir nicht klar. Egal, In Flames haben 45 Minuten wirklich gerockt und das Publikum ordentlich in Bewegung gesetzt und sind trotz aller Kritik an Herrn Fridens Korn-artiger Bewegungen auf der Bühne immer wieder nett zu sehen.
Es folgte wieder eine ausgiebige halbstündige Umbaupause in der kein Weg zum Bierstand zu finden war, also dreht man eben mal eine Runde am Merchandising-Stand vorbei. Es ist ja nun wohl hinlänglich bekannt dass die Schweden bereits gesalzene Preise für Shirts und Pullis verlangen (75€ ist zuviel für nen Kapuzenpulli) aber Slayer schlagen hier wirklich dem Fass den Boden aus. 90€ für ein Baseball-Shirt ist unverschämt. Punkt.
Die Umbaupause hätte man wirklich kürzer gestalten können, denn es wurde nun wirklich nichts besonderes auf die Bühne gestellt, nicht mal die klassischen Marshall-Boxenwände wurden aufgefahren. Als Backdrop gabs ein riesiges Banner mit dem Motiv des Covers der neuen Platte, von den Video-Leinwänden die bei anderen Terminen benutzt wurden ist nichts zu sehen. Einzig das Schlagzeug das etwas erhöht in einer der hinteren Bühnenecken angebracht war damit man Mr. Lombardo, den Herrn der Kessel, auch von überall her sehen kann, setzte sich von jedem anderen Konzert ab. Los ging es dann ohne grosse Überraschungen mit Darkness of Christ/Disciple und es folgte das, was jeder der Slayer in den letzten Jahren mal gesehen hat bereits kennt: ein Potpourri aus fast allen Klassikern die nicht fehlen dürfen, wie War Ensemble, Mandaroty Suicide, Seasons In The Abyss, Die by The Sword, Chemical Warfare und Dead Skin Mask. Von der neuen Platte gabs nur drei und damit erstaunlich wenige Songs: Jihad, Eyes of The Insane und Cult. Das der Gig so schnell zu Ende sein würde war dann eher unwahrscheinlich (ausserdem hätten In Flames dann länger gespielt als Slayer), eine Zugabe musste also folgen. Sie bestand dann aus den restlichen noch fehlenden notwendigen Songs: Reign In Blood, South of Heaven und zum Abschluss Angel of Death. Eigentlich war der Gig ebeso unspektakulär wie alle anderen Slayer-Gigs die ich bislang gesehen habe. Ohne Überraschungen, nicht wirklich viel zu sehen, erheblich weniger Stimmung als bei In Flames und mit dem Standard-Set das bereits seit 10 Jahren gespielt wird. Einzig Mr. Lombardo kann jedesmal wieder beeindrucken. Nur schade dass er nie hinter seinem Drumset hervorkommt, ich habe naemlich noch nie einen Menschen gesehen der offenbar mindestens 4 Beine und 6 Arme hat.
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