Seit das Internet im grossen Stil zur Verbreitung von Informationen verwendet wird haben Fans es genutzt um sich über die Arbeiten ihrer Vorbilder auszutauschen. Im Bereich Musik bestand das unter anderem darin, die Noten von Songs und Liedern herauszuhören und in Internet-tauglichem Format jenen zur Verfügung zu stellen, die die Lieder auch einmal nachspielen wollten, aber sie nicht selbst heraushören konnten.

Nachdem nun die Musikindustrie zunächst den Einstieg ins Medien- und Kommunikationszeitalter total verpasst hatte, so hat sie bereits vor einiger Zeit erkannt daß durch freien Datenaustausch im Internet eventuell ein wirtschaftlicher Nachteil für sie entstehen könnte. Die ersten Konsequenzen kennen wir: die Nutzer von Tauschbörsen im Internet die Produkte der jener Industrie kopieren, werden, soweit es das Gesetz zulässt, rigoros verfolgt und zu utopischen Geldstrafen verurteilt. Dabei scheinen die Gesetze noch nicht weit genug zu gehen, fleissig wird Lobby-Arbeit betrieben um die Pfründe des Dinosauriers "Musikindustrie" zu schützen. Auch Maßnahmen wie z.B. ein Kopierschutz für Musik-CDs wird ohne Rücksicht auf die Nutzbarkeit und Konsequenzen für die Kunden direkt am Markt angetestet.

Nun hat offenbar ein weiteres Mitglied der illustren Gesellschaft die Möglichkeit gewittert, sich eine goldene Nase zu verdienen: die Vereinigung der Notenverleger (Music Publishers Association: MPA ). Anfang 2006 soll die erste Kampagne gegen Betreiber von Webseiten gestartet werden, die ohne Lizenz des Rechteinhabers Songtexte oder Tabulaturen kostenlos - und nach Meinung der MPA illegal - zur Verfügung stellen. "Unauthorised use of lyrics and tablature deprives the songwriter of the ability to make a living, and is no different than stealing" sagte David Israelite von der MPA.

Erste Konsequenzen sind bereits zu sehen: die populäre Plattform powertabs.net hat das Herunterladen von Tabulaturen von ihrer Webseite deaktiviert, weitere werden sicherlich bald folgen. Was dieses Verhalten der Industrie weiter mit sich bringt muss sich noch zeigen, und es bleibt zu hoffen daß daraus eine Schwächung der internationalen industriell gefertigten Musik resultiert, zugunsten von unabhängigen lokal agierenden Künstlern, die ihre Fans nicht kriminalisieren und den Kontakt zum Publikum aufrecht erhalten.